Samstag, 15. Dezember 2012

Wie aktuell sind Anne Frank und ihr Tagebuch?


Das anfängliche Schmunzeln und Kichern verging den Jugendlichen der Europaschule „Carl von Clausewitz“ recht schnell, als gebrüllt Befehle durch die Aula schallten: „Juden dürfen nicht in die Bibliothek!“, „Juden müssen ihre Fahrräder abgeben!“.
Befremdlich hielten die Schülerinnen und Schüler auch die Judensterne in der Hand, die verteilt wurden.
Sehr anschaulich wurde das Publikum so in das Leben der Anna Frank vor 70 Jahren einbezogen.

Die Schauspielerinnen des „Theaters Scheselong“ lasen dazu Szenen aus dem berühmten Tagebuch des jüdischen Mädchens. Dazu schlüpfen sie abwechselnd in verschiedene Rollen.
So wurde sehr eindrucksvoll das Leben und Leiden der jüdischen Bevölkerung während der Nazizeit dargestellt.
Die Einbeziehung der Schüler und das direkte Ansprechen zeigten Wirkung und sprachen die Zuschauer der 9. Klassen direkt und sehr emotional an.
Letztlich zeigten die beiden Schauspielerinnen, dass die Nazizeit und das Leben im Amsterdamer Versteck quasi „nur Kulisse“ waren. Bei Anne Frank selbst handelte es sich um ein „ganz normales Mädchen“, das Probleme hatte wie die Zuschauer selbst: Pubertät, erste Liebe, Probleme in der Familie.
Nur war sie eben Jüdin und allein das führte zu einem bekannten und grausamen Schicksal.
In der anschließenden Gesprächsrunde zeigte sich, wie tief auch heute noch Vorurteile sitzen können. Dabei – so bewies der geschickt agierende Leiter der Theatergruppe und der Gesprächsrunde, Cüneyt Ogan, aber – handelt es sich hierbei oftmals nur um Aufgeschnapptes und flüchtig Gesehenes.
Zwar war das „Tagebuch der Anna Frank“ noch nicht Gegenstand des Deutschunterrichts dieses Clausewitz-Jahrgangs und auch die Zeit des Nationalsozialismus steht im Geschichtsunterricht erst in den nächsten Monaten an, dennoch war eindeutig zu spüren, dass die Schülerinnen und Schüler die Botschaft des Stückes verstanden haben.

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